Versicherungsschutz für Immobilieneigentümer: Welche Policen sind Pflicht?
Die Wahrheit über Pflichtversicherungen für Immobilien
Eigentlich gibt es in Deutschland keine gesetzliche Pflicht, Ihre Immobilie zu versichern. Klingt erst mal beruhigend, oder? Aber Vorsicht: Ohne den richtigen Schutz riskieren Sie im Ernstfall Ihre finanzielle Existenz. Die meisten Banken verlangen beim Hauskauf ohnehin den Nachweis bestimmter Versicherungen für die Kreditvergabe. Und spätestens wenn der erste Sturm übers Dach fegt oder ein Wasserrohr platzt, werden Sie froh sein, vorgesorgt zu haben.
Als Immobilieneigentümer tragen Sie nicht nur Verantwortung für Ihr Eigentum, sondern auch gegenüber Dritten. Ein lockerer Dachziegel, der einen Passanten verletzt, oder ein ungeräumter Gehweg im Winter können schnell zu existenzbedrohenden Schadenersatzforderungen führen. Deshalb sollten Sie genau wissen, welche Absicherungen wirklich wichtig sind und wo Sie sparen können, ohne sich unnötigen Risiken auszusetzen.

[fs-toc-h2]1. Wohngebäudeversicherung: Das Fundament Ihres Schutzes
Die Wohngebäudeversicherung ist für Immobilieneigentümer das A und O. Sie schützt die Bausubstanz Ihres Hauses vor den häufigsten und teuersten Schadensursachen. Ohne diese Police müssten Sie im schlimmsten Fall den kompletten Wiederaufbau aus eigener Tasche bezahlen.
[fs-toc-h2]2. Was die Wohngebäudeversicherung abdeckt
Eine Standard-Wohngebäudeversicherung schützt Sie vor den finanziellen Folgen durch Feuer, Blitzschlag, Explosion, Leitungswasser, Sturm und Hagel. Alle fest mit dem Gebäude verbundenen Bestandteile sind mitversichert. Drehen Sie gedanklich Ihr Haus auf den Kopf: Alles, was nicht herausfällt, ist durch die Wohngebäudeversicherung geschützt.
Die Versicherung übernimmt Reparaturkosten bei Sturmschäden am Dach oder der Fassade, beseitigt Brandschäden inklusive Wiederaufbau und behebt Wasserschäden durch geplatzte Rohre. Auch die Kosten für Aufräumarbeiten und Abbruch bei Totalschaden sind abgedeckt. Banken verlangen für die Immobilienfinanzierung fast immer eine Wohngebäudeversicherung. Ohne diese Absicherung lehnen die meisten Institute einen Kreditantrag ab.
Die jährlichen Kosten liegen je nach Wohnfläche, Lage und Gebäudezustand zwischen 200 und 800 Euro. Achten Sie beim Abschluss unbedingt auf eine Versicherungssumme zum gleitenden Neuwert. So erhalten Sie im Schadensfall die aktuellen Wiederaufbaukosten und nicht nur den Wert zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.
[fs-toc-h2]3. Elementarschadenversicherung als sinnvolle Ergänzung
Die Standard-Wohngebäudeversicherung hat ihre Grenzen. Schäden durch Starkregen, Überschwemmungen, Erdrutsche oder Lawinen sind nicht automatisch mitversichert. Hier kommt die Elementarschadenversicherung ins Spiel. Sie erweitert Ihren Schutz um genau diese Naturgefahren, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.
Die Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig dieser Schutz ist. Viele unversicherte Eigentümer verloren damals ihre Existenz. Die Elementarschadenversicherung deckt Überschwemmungen durch Hochwasser oder Starkregen ab, springt bei Rückstau aus der Kanalisation ein und greift auch bei Erdrutschen, Erdsenkungen sowie Lawinen und Schneedruck. Letzteres ist besonders im Alpenraum relevant.
Die Kosten für die Elementarschadenversicherung hängen stark von der Lage ab. In Risikogebieten kann der Beitrag höher ausfallen oder die Versicherung sogar ablehnen. Prüfen Sie deshalb vor dem Hauskauf, in welcher Zone Ihre Immobilie nach dem Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen liegt.
[fs-toc-h2]4. Haftpflichtversicherungen: Schutz vor Schadenersatzforderungen
Als Immobilieneigentümer haften Sie für Schäden, die von Ihrem Grundstück oder Gebäude ausgehen. Diese Haftung kann theoretisch unbegrenzt sein. Ein schwerer Unfall durch herabfallende Dachziegel oder einen nicht geräumten Gehweg kann Sie finanziell ruinieren. Deshalb sind Haftpflichtversicherungen für Immobilien so wichtig.
[fs-toc-h2]5. Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht
Die Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung schützt Sie vor Schadenersatzansprüchen Dritter. Sie springt ein, wenn jemand durch Ihr Grundstück oder Gebäude zu Schaden kommt. Das klassische Beispiel: Ein Passant rutscht auf dem nicht gestreuten Gehweg vor Ihrem Haus aus und bricht sich das Bein.
Die Versicherung deckt aber noch viel mehr ab. Sie greift bei Verletzungen durch herabfallende Dachziegel oder Eiszapfen, bei Sturzunfällen auf vereisten Gehwegen, bei Schäden durch umstürzende Bäume auf Nachbargrundstücken und bei Verletzungen auf nicht ausreichend gesichertem Grundstück. Die Versicherungssumme sollte mindestens fünf Millionen Euro betragen. Bei Personenschäden können die Forderungen schnell in die Hunderttausende gehen.
Die jährliche Prämie liegt zwischen 50 und 150 Euro und ist damit im Verhältnis zum Risiko sehr günstig. Wichtig: Die private Haftpflichtversicherung deckt diese Risiken nicht ab. Sie brauchen als Immobilieneigentümer zwingend eine separate Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht.
[fs-toc-h2]6. Besonderheiten bei selbstgenutzten Immobilien
Wenn Sie Ihr Haus selbst bewohnen, ist die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht manchmal bereits in Ihrer privaten Haftpflichtversicherung enthalten. Prüfen Sie Ihren Vertrag genau oder fragen Sie bei Ihrem Versicherer nach. Bei Eigentumswohnungen übernimmt die Wohnungseigentümergemeinschaft oft die Haftpflichtversicherung für das Gemeinschaftseigentum. Für Ihre eigene Wohnung benötigen Sie trotzdem eine separate Absicherung.
[fs-toc-h2]7. Spezielle Anforderungen für Vermieter
Wer seine Immobilie vermietet, trägt zusätzliche Verantwortung und sollte seinen Versicherungsschutz entsprechend erweitern. Die Grundabsicherung durch Wohngebäude- und Haftpflichtversicherung reicht hier oft nicht aus. Es kommen weitere Risiken hinzu, gegen die Sie sich schützen sollten.
[fs-toc-h2]8. Mietausfallversicherung und Rechtsschutz
Als Vermieter fürchten Sie wahrscheinlich nichts mehr als zahlungsunfähige oder zahlungsunwillige Mieter. Eine Mietausfallversicherung sichert Sie gegen genau dieses Risiko ab. Sie übernimmt die Miete, wenn Ihr Mieter nicht zahlt oder die Wohnung nach einem versicherten Schaden unbewohnbar ist.
Besonders sinnvoll für Vermieter sind auch eine Vermieter-Rechtsschutzversicherung für Streitigkeiten mit Mietern und eine Wohnungshaftpflicht für vermietete Einheiten mit Inventar. Die Kosten für diese Policen variieren stark. Eine Rechtsschutzversicherung für Vermieter kostet zwischen 100 und 200 Euro jährlich, abhängig von der Anzahl der Wohneinheiten. Die Mietausfallversicherung schlägt mit etwa drei bis fünf Prozent der Jahreskaltmiete zu Buche. Viele dieser Kosten können Sie über die Betriebskostenabrechnung auf Ihre Mieter umlegen.
[fs-toc-h2]9. Was bei Wohnungseigentümergemeinschaften gilt
In einer Wohnungseigentümergemeinschaft ist die Versicherungssituation etwas komplexer. Die Gemeinschaft schließt für das gesamte Gebäude und alle Gemeinschaftsflächen eine Wohngebäudeversicherung ab. Sie zahlen Ihren Anteil über die Hausgeldabrechnung. Für Ihre eigene Wohnung benötigen Sie trotzdem eine Hausratversicherung und gegebenenfalls eine Wohnungshaftpflicht.
[fs-toc-h2]10. Hausratversicherung: Schutz für Ihr Inventar
Die Hausratversicherung wird oft mit der Wohngebäudeversicherung verwechselt, deckt aber einen völlig anderen Bereich ab. Während die Gebäudeversicherung die Bausubstanz schützt, sichert die Hausratversicherung Ihr bewegliches Eigentum ab. Dazu gehören Möbel, Elektrogeräte, Kleidung und persönliche Gegenstände.
Versichert sind typischerweise Schäden durch Feuer und Rauch, Einbruchdiebstahl und Vandalismus, Leitungswasser sowie Sturm und Hagel. Die Hausratversicherung ist weder Pflicht noch von Banken gefordert. Trotzdem ist sie für die meisten Haushalte sinnvoll. Die Wiederbeschaffung einer kompletten Wohnungseinrichtung nach einem Brand oder Einbruch kostet schnell mehrere Zehntausend Euro. Die jährlichen Beiträge liegen je nach Wohnfläche und Wohnort zwischen 100 und 400 Euro.
[fs-toc-h2]11. Kostenübersicht und Einsparmöglichkeiten
Die Gesamtkosten für alle wichtigen Versicherungen summieren sich schnell. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus sollten Sie mit etwa 600 bis 1.200 Euro jährlich rechnen. Bei vermieteten Objekten kommen noch einmal 200 bis 500 Euro hinzu. Das klingt nach viel Geld, ist aber im Verhältnis zum Wert Ihrer Immobilie und den möglichen Schadensummen überschaubar.
Die Wohngebäudeversicherung kostet zwischen 300 und 600 Euro, die Elementarschadenversicherung schlägt mit 100 bis 300 Euro zu Buche. Für die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht zahlen Sie 50 bis 150 Euro, die Hausratversicherung kostet 150 bis 300 Euro jährlich.
Sie können die Kosten senken, indem Sie Versicherungen bündeln. Viele Anbieter gewähren Rabatte, wenn Sie mehrere Verträge bei ihnen abschließen. Auch eine höhere Selbstbeteiligung reduziert die Prämie. Überlegen Sie sich aber gut, ob Sie im Schadensfall einige Hundert Euro selbst tragen können. Die Elementarschadenversicherung können Sie weglassen, wenn Ihre Immobilie in einer sicheren Zone liegt. Informieren Sie sich über die Klassifizierung Ihres Standorts.
[fs-toc-h2]12. Worauf Sie bei der Auswahl achten sollten
Die Auswahl der richtigen Versicherungen ist komplex. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Leistungen. Der billigste Tarif nützt Ihnen nichts, wenn im Schadensfall wichtige Bereiche nicht abgedeckt sind. Lesen Sie das Kleingedruckte oder lassen Sie sich von einem unabhängigen Makler beraten.
Gute Policen bieten diese Qualitätsmerkmale:
- Versicherung zum gleitenden Neuwert statt Zeitwert
- Verzicht auf Unterversicherung
- Mitversicherung grober Fahrlässigkeit
- Ausreichend hohe Deckungssummen von mindestens fünf Millionen Euro bei der Haftpflicht
Melden Sie Änderungen an Ihrer Immobilie immer zeitnah Ihrer Versicherung. Anbauten, Modernisierungen oder neue Nebengebäude müssen nachversichert werden. Sonst zahlt die Versicherung im Schadensfall möglicherweise nicht oder nur teilweise. Prüfen Sie Ihre Verträge alle zwei bis drei Jahre und vergleichen Sie die Konditionen mit aktuellen Angeboten am Markt.
Eine Immobilie ohne ausreichenden Versicherungsschutz ist wie ein Auto ohne Bremsen – theoretisch möglich, aber hochriskant. Die Wohngebäudeversicherung und die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht sind für jeden Eigentümer unverzichtbar. Ergänzen Sie diese Basis um eine Elementarschadenversicherung, wenn Sie in einem gefährdeten Gebiet wohnen. Vermieter sollten zusätzlich über eine Rechtsschutz- und Mietausfallversicherung nachdenken.
Die Gesamtkosten mögen auf den ersten Blick hoch erscheinen. Doch sie sind Ihre wichtigste Investition in die Sicherheit Ihrer Vermögenswerte. Ein einziger Schadensfall ohne Versicherungsschutz kann Sie deutlich mehr kosten als jahrzehntelange Beitragszahlungen. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Verträge sorgfältig auszuwählen und regelmäßig zu überprüfen. So schlafen Sie ruhiger und können Ihr Eigenheim in vollen Zügen genießen.
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